Ist das ein potenzieller Fake? Ist das ein potenzieller Fake?

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Fake-Shops: Wie ihr eure Gefahr mindern könnt!

Das Internet ist die erste Erfindung der Menschheit, die sie selbst nicht mehr versteht. Das größte anarchistische Experiment, das es jemals gegeben hat. (Dr. Eric Schmidt, ehemaliger CEO von Google)

Die Geschichte von Herrn Müller

Heinz Müller ist am Boden zerstört. Da er kurzfristig ein Geschenk für seinen Enkel besorgen musste, suchte er im Internet nach einem passenden Angebot für die neue Spielekonsole des Kleinen. Zudem ist er ein alter Sparfuchs und hörte, dass es im Internet wesentlich günstiger sein soll als im Fachhandel in der Innenstadt. Er fand einen Shop und sah, dass hier jedes Produkt um 80 % weniger kostete als im letzten Prospekt des Händlers vor Ort. Er wählte die Ware aus und im Überschwang der Gefühle war es ihm sogar egal, dass seine Lieblingszahlungsart – Kauf auf Rechnung – fehlte und er nur per Vorkasse überweisen konnte. Auch fand er die fehlende Verschlüsselung schade; doch hätten sich die Verbrecher seine Kontodaten gesichert, hätten sie ohnehin einen Heulkrampf bekommen, dachte er sich. 2 Wochen später stand der Geburtstag an. Das Geschenk war immer noch nicht da. So langsam wurde Herr Müller stutzig. Wo blieb das Geschenk? Warum gab es noch keine Information seitens eines Versanddienstleisters? Er versuchte auf der Webseite eine Telefonnummer zu finden, um den Shop zu kontaktieren. Doch egal, wohin er klickte: Er fand nicht mal eine E-Mail-Adresse. Plötzlich fiel ihm auch auf, dass hier weitere Angaben fehlen. Keine Unternehmensadresse, kein Geschäftsführer, kein Widerruf, den er hätte nutzen können. Dabei hieß es neulich erst im TV, solche Angaben seien Pflicht! Er tat das, was er schon zu Beginn hätte tun sollen und gab den Namen des Shops bei seiner favorisierten Suchmaschine ein. Dadurch merkte er, dass er Opfer eines Fake-Shops geworden war, denn er war nicht der Erste, welcher seinen Artikel nicht erhalten hatte.

Diese Geschichte ist frei erfunden. Ganz realitätsfern ist sie jedoch nicht: Das weltweite Netz bietet uns zwar nahezu unbegrenzt viele Informationen und Möglichkeiten – allerdings auch gleichsam die Möglichkeit des Missbrauchs dieser Daten. Das gilt für Nachrichten, wie auch für das Online-Shopping. Selbst als Internetnutzer mit jahrelanger Erfahrung ist man nicht gefeit vor dem Betrug durch andere Nutzer; wenngleich das Risiko für Neulinge im Web natürlich höher ist. Der Schwindel zeigt sich hauptsächlich in 2 verschiedenen Formen. Entweder, es wird gar keine Ware geliefert, obwohl die Bestellung seitens des Kunden erfolgreich war, oder es handelt sich um ein billiges Imitat eines als Originalware angepriesenen Artikels. Mit etwas Basiswissen über Anzeichen, an denen man seriöse Unternehmen erkennen kann sowie Wachsamkeit könnt ihr allerdings dieser Torheit vorbeugen. Wir von erfahrungen.de haben daher eine Liste zusammengestellt, wie ihr vor dem Einkauf handeln solltet und ein paar Tipps gesammelt, was zu tun ist, wenn das Unglück doch geschehen ist.

Maßnahmen vor dem Einkauf

Nehmt euch genug Zeit!

Eigentlich eine grundsätzliche Regel, die im restlichen Leben auch stets weiterhilft: Niemals eine Handlung unter Stressbedingungen durchführen. Dazu gehört ebenfalls der Einkauf. Wer den Hochzeitstag vergessen hat und "5 vor 12" noch ein Geschenk erstehen muss, übersieht nicht nur eventuell ein Schnäppchen an anderer Stelle, sondern trägt gegebenenfalls auch Scheuklappen, wenn grundsätzliche Daten fehlen – wie eine Kontaktadresse.

Pflichtangaben eines Online-Shops

Der deutsche Gesetzgeber schreibt einige Angaben vor, die ein Geschäftstreibender im Internet haben muss, wenn der Verbraucher in der Bundesrepublik wohnhaft ist. Denn im internationalen Handel entscheidet der Wohnsitz des Staates, in dem der Käufer sitzt (Shoppen im Ausland). Zu den Pflichtangaben, die ein Shop im Impressum nach §5 Telemediengesetz machen muss, gehören:

  • Der Name, die Anschrift und die Rechtsform sowie die Adresse
  • Der/Die Vertretungsberechtigte
  • Angaben zur "unmittelbaren" Kommunikation wie Telefon und E-Mail

Dubiose Firmen listen hier oftmals gar keine Adresse auf oder füllen diese nur mangelhaft aus. Klar: Niemand soll sie kontaktieren können, falls ein Kunde auf die Masche hereinfällt und die Ware einfach nicht ankommt. Des Weiteren muss ein Händler auch der sogenannten Informationspflicht nachkommen. Diese ergibt sich aus §312d BGB und §246a BGB und umfasst u.a.:

  • Belehrung über das Widerrufsrecht
  • Datenschutzbestimmungen
  • Impressum
  • Angaben zum gesetzlichen Mängelhaftungsrecht
  • Eine Gesamtübersicht der Kosten vor der Bestellung inkl. Steuern

Wenn irgendeine dieser Informationen fehlt, sollte dies einem schon seltsam vorkommen: Denn wer schon bei der simplen Angabe eines Impressums den gesetzlichen Bestimmungen nicht nachkommt, wer würde sich dann bei der Abwicklung des Kaufs an die Gesetze halten?

Den Kontakt suchen

Sind einige der oben genannten Daten vorhanden, ist das bereits ein gutes Merkmal, welches für Seriosität spricht. Dennoch können diese auch gefälscht oder geklaut sein. Es lohnt sich also, kurz Zeit zu investieren und die Adresse nachzuprüfen, indem man die genannte Telefonnummer einfach mal anruft. Sitzt der Kunde hier in einer längeren Warteschleife fest, kann dies ein Hinweis auf eine Nummer sein, die ins Leere führt. Die Adresse wiederum lässt sich bei Google eingeben. Dank StreetView und vielen Bildern kann man so evtl. checken, ob hier tatsächlich ein Ladengeschäft, Bürogebäude zu sehen ist oder nur eine grüne Wiese.

Wenn Markenware kaum etwas kostet

Wenn es um den Schwindel am Kunden geht, betrifft dies besonders häufig Artikel aus dem Bereich "Schuhe" oder "Markenkleidung". Dies hat einen einfachen Grund; Will ich nämlich als Krimineller die Käufer auf meine eigene Webseite bekommen, muss der Preis im Vergleich zu seriösen Anbietern besonders niedrig sein, da der Nutzer sich so der Illusion hingibt, hier ein besonderes Schnäppchen zu ergattern. Wer hingegen beispielsweise Medizinprodukte, Brillen oder Möbel im Internet kauft, möchte in der Regel individuelle Qualitätsware und nicht eine bestimmte Marke. Daher gilt hohe Wachsamkeit vor allem bei sehr niedrigen Preisen. Selbst im Rahmen eines "Sales" wird ein seriöser Händler niemals sein gesamtes Angebot zu 100 % günstiger als den Marktpreisen verkaufen können.

Ist das hier vielleicht ein Fake-Shop?

Wirklich nur Vorkasse? Wo ist hier PayPal?

Ein weiterer Hinweis sind die Zahlungsbedingungen eines Online-Shops. Suspekt sollte es dem Kunden vorkommen, wenn nur Vorkasse angeboten wird. Sie bietet die meisten Nachteile für ihn, denn er muss das Geld überweisen, bevor er überhaupt etwas von der Ware gesehen hat und es besteht auch keine Chance zur Überprüfung der Daten des Unternehmens. Anders verhält es sich beispielsweise bei PayPal, denn dieser Dienstleister bietet unter anderem einen Käuferschutz, das heißt, ist man Opfer eines Betrügers geworden, wird der Betrag rückerstattet. (Mehr zu PayPal hier). Ideal für den Käufer ist natürlich der Kauf auf Rechnung, in diesem Fall wird das Geld nämlich erst überwiesen, wenn der Besteller die Ware begutachtet hat.

Auf Prüfsiegel achten

Um Vertrauen beim Nutzer zu erlangen, führen viele Internetseiten mittlerweile Prüfsiegel, welche unter anderem als Zertifikat für die Ware, eine sichere Abwicklung oder besonders gute Bewertungen stehen. Allerdings kann in Minutenschnelle ein Siegel grafisch erstellt werden. Daher sollte der Käufer das Siegel einfach mal anklicken. Wird er hier auf eine externe Seite weitergeleitet, ist es ein gutes Zeichen – denn dann kooperiert der Shop mit einem unabhängigen Dienstleister. Im Zweifel gilt auch hier: Einfach mal im restlichen Internet nach dem Zertifikat für den Shop suchen.

Die restliche technische Umgebung

Neben dem Siegel sollte man auch die weitere technische Umgebung betrachten. Dazu gehört zum Beispiel die Webadresse selbst. Ein Shop, welcher Schuhe verkauft, nutzt im Namen nicht Worte wie "Baumschule" oder "Holzmöbel", es sei denn er hat die Adresse geklaut. Neben der Adresse sollte auch ein "Schloss" in der Adressleiste zu sehen sein, dies zeigt nämlich eine Verschlüsselung der Internetseite an. Nicht zu vergessen: Betrüger aus dem Ausland kümmern sich meist nicht um die Rechtschreibung, es wird meist ein eher schlechtes Übersetzungsprogramm genutzt.

Gibt es Kundenkommentare oder andere Verweise im Netz?

Die Eingabe bei Google zur Überprüfung der Seriosität des Shops wurde schon mehrfach erwähnt. Dazu gehören auch die Kommentare weiterer möglicher Besteller. Neben unserem Portal sind die Erfahrungen einzeln auf Seiten wie eKomi, Trusted Shops, Trustpilot oder Google selbst zu finden (Näheres zu den Bewertungsseiten findet ihr hier). Sind hier nicht nur positive Kommentare zu finden, sondern auch ab und zu negative Erlebnisse, ist dies nicht etwa ein Hinweis auf einen Fake-Shop, sondern ganz im Gegenteil: es ist eher ein Zeichen für Seriosität, denn die "unverblümte" Wahrheit wird dargestellt. Ist man allerdings nicht das erste Opfer, finden sich in vielen Foren oder beim Verbraucherschutz weitere Kunden, die ebenfalls keine Ware erhalten haben. Dann gilt natürlich: Finger weg!

Zusammenfassung

Genug Zeit nehmen / Gesetzliche Pflichtangaben kontrollieren / Kontaktoptionen wahrnehmen / Preise abwägen / Zahlungsbedingungen checken / Auf die technische Umgebung achten / Per Google Informationen und Erfahrungen sammeln

Was tun, falls ihr hereingefallen seid?

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann es mal passieren, dass ihr versehentlich bei einem Fake-Shop bestellt. Im wahrsten Sinne des Wortes ist dann "guter Rat teuer". Es gibt zwar verschiedene Anlaufstellen, doch kosten diese sowohl Zeit als auch Geld und man stellt sich die Frage: Soll ich nach dem Verlust noch mehr investieren oder es besser als "Lehrgeld" verbuchen?

Kommunikation mit der Bank

Erste Maßnahme und immer einen Versuch wert: Mit einem Mitarbeiter der Bank reden bzw. diese informieren. Eine Zahlung wird nämlich technisch gesehen nicht direkt überwiesen. Wenn ihr also morgens eine Bestellung getätigt habt, kann die Überweisung gegebenenfalls bis zu einem gewissen Zeitpunkt noch rückgängig gemacht werden. Ein Gespräch kostet nichts, daher ist es auf jeden Fall sinnvoll den Berater anzusprechen.

Polizei und Verbraucherschutz informieren

Eine Anzeige bei der Polizei solltet ihr ebenfalls erstatten. Eventuell seid ihr nicht die einzigen, die Opfer einer Straftat wurden und es wird bereits ermittelt. Außerdem gibt die Polizei Informationen an den Verbraucherschutz weiter, sodass in diesem Fall weitere Kunden gewarnt werden. In vielen Bundesländern müsst ihr dazu nicht mal vor Ort auf der Wache auftauchen, denn es gibt inzwischen die Möglichkeit der Online-Anzeige (z.B. bei der Polizei Niedersachsen). Angeraten ist es übrigens während der Bestellung alle Nachweise zu sichern und einen Screenshot der Webseite zu erstellen und diese Unterlagen als Ausdruck an die Behörden weiterzugeben.

Listen von Fake-Shops

Gut zu wissen: Die Seite des Verbraucherschutzes und der ehrenamtlichen Initiative onlinewarnungen.de bieten Listen an mit Fake-Shops, bei denen ihr auf gar keinen Fall einkaufen solltet.

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D K

Stets wachsam bleiben!

Internet-Shopping macht Spaß, genauso wie in der Realität gibt es jedoch immer wieder Menschen, die euch diesen nehmen. Mit unseren Informationen sollte es euch leichter fallen, diese Gefahren aufzudecken. Seid ihr schon einmal auf einen Betrüger beim Online-Einkauf hereingefallen? Fallen euch weitere Tipps ein, wie Fake-Shops zu erkennen sind? Dann schreibt es in die Kommentare!